Interview mit JO-Langlauf-Schweizermeister Cédric Keller

Wie fühlt man sich als frischgebackener Schweizermeister? – Es ist schön, zuoberst  auf dem Treppchen stehen zu dürfen.  Es zeigt auch wieder einmal, wofür ich trainiere und dass ich das Potenzial habe, weiterzukommen. Ist der Briefkasten randvoll mit Fanpost oder überhitzt dein Handy vor lauter Nachrichten? – Ich war noch nicht zuhause,  mal nachschauen. Ich habe viele Gratulationen und Glückwünsche von Freunden und Bekannten bekommen. Das freut mich sehr. Wann hast du gespürt, dass du zu einer solchen Grossleistung fähig bist? – Der Begriff «Grossleistung» passt hier wohl nicht besonders. Wenn man als JO-Läufer etwas trainiert, sich technisch immer weiter  verbessert und natürlich den Biss und Willen hat, sind solche Resultate durchaus  möglich. Meine Trainingskollegen und ich blicken aber weiter nach vorne, um auf internationaler Ebene Erfolge zu erzielen. Dafür braucht es jedoch noch bedeutend mehr. Du absolvierst nun das Sportgymnasium in Davos. Welches sind die Vor-und Nachteile  eines solchen Studiums? – Ich sehe eigentlich keine Nachteile. Die Vorteile überwiegen, denn ich kann neben der Schule, welche wegen des Sportangebots ein Jahr länger dauert, viele Trainingsmöglichkeiten  wahrnehmen. Somit wird der extrem wichtige Trainingsumfang viel grösser und die Erholung wird nicht vernachlässigt.  Ein weiterer Vorteil ist, dass ich mit meinen grössten Konkurrenten aus der Schweiz in einer Gruppe trainieren darf, was uns alle weiterbringt. Wie sieht bei dir eine Trainingswoche aus? – Am Montag steht ein Ruhetag mit einem leichten Joggingtraining auf dem Programm. Dienstags wird ein längeres Krafttraining und ein kürzeres schnelles Training zu Fuss oder auf den Skis gemacht.  Dann am Mittwoch trainieren wir die Ausdauer (1,5-2,5 Stunden), ebenso von Freitag bis Sonntag und nach Bedarf wird ein Rumpftraining eingebaut. Donnerstags  machen wir meistens ein Intervall.  Durchschnittlich fallen elf Stunden pro Woche an – Tendenz steigend. Noch vor ein paar Wochen wurdest du von einer Erkältung ausgebremst. War diese zwangsläufige «Auszeit» mehr Fluch oder Segen? – Ich könnte es Fluch oder Segen nennen. Natürlich würde ich lieber an den Wettkämpfen teilnehmen, aber wenn man krank ist, muss man eben darauf verzichten und versuchen, möglichst  schnell wieder fit zu werden und in die Saison erfolgreich einzusteigen – dies ist mir gelungen. Was war bis jetzt der bitterste Moment, den du im Sport erlebt hast? – Ich muss gestehen, ich hatte bisher zum Glück noch kaum bittere Momente. Aber in der Saison  2012/13 durfte ich von Januar bis April  nicht trainieren, geschweige denn ein Rennen laufen, weil mir das Wachstum zu schaffen machte. Somit verpasste ich die halbe Saison. Wie lautet dein Lebensmotto? – «Remember,  that life is full of ups and downs. Without the downs, the ups would mean nothing.» – Denk daran, dass es im Leben Höhen und Tiefen gibt. Ohne die Tiefen würden die Höhen nichts bedeuten. Ich denke, in schlechteren Zeiten kann einem ein solches Sprichwort helfen, denn es zeigt, dass es irgendwann wieder aufwärts gehen wird und man diese Höhen auch geniessen soll. Dann soll man aber nicht abheben, denn: «Du gewinnst nie allein.»

 

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